Affäre am Arbeitsplatz
Weihnachtsfeiern und Festivitäten sind bereits in vollem Gange. Endlich mal wieder raus aus dem Homeoffice, aus der hybriden Arbeitswelt, rein in die gemeinsame Party. Ausgelassen sein, die schwierige Pandemiezeit hinter sich lassen, Erfolge feiern und den Blick lieber ins Cocktailglas versenken als in die vage Zukunft richten. Nicht nur, aber gerade zu solchen Anlässen wird gern geflirtet, angebandelt und manch erotisches Abenteuer gesucht. Ist eine Affäre am Arbeitsplatz reine Privatsache oder droht den Betroffenen Mobbing und Rauswurf und worauf sollten Arbeitgebende unbedingt achten?
Laut einer „Vor-Corona-XING-Studie“ hatte „jeder sechste Deutsche schon eine Affäre oder ein erotisches Abenteuer mit dem/r Arbeitskolleg:in. 21 Prozent davon schrecken nicht davor zurück, Sex in den Büroräumen zu haben. Und sogar jeder dritte hatte schon einmal eine Beziehung am Arbeitsplatz“, so eine Studie der Suchmaschine Jobrapido. Die hohe Frequenz der Beziehungen im Unternehmen ist relativ naheliegend, da wir bis 2019 die meiste Zeit unseres Tages in der Firma verbracht haben und die Möglichkeit hatten, Kolleginnen und Kollegen kennen, schätzen und lieben zu lernen. „In den meisten Fällen dieser Beziehungen spielt sich das Liebesabenteuer auf derselben Hierarchiestufe ab. Nur 10 Prozent haben etwas oder können sich eine Affäre mit einem/r Mitarbeiter:in vorstellen und nur vier Prozent mit dem Chef oder der Chefin. Prädestiniert für Anbahnungen sind Weihnachtsfeiern und Sommerfeste. Die meisten jedoch beginnen nach Feierabend.“
Vorgesetzte
Als Unternehmensleiter:in haben Sie einen schweren Stand. Sie sind oder gehören zu den Ranghöchsten des Unternehmens und dies bedeutet, dass Sie fast automatisch eine Affäre mit einem Rangniedrigeren eingehen. Dadurch ist ein Abhängigkeitsverhältnis gegeben, Sie haben es mit dem Gleichheitsgebot zu tun, nicht zu reden von dem Tabu, sich mit Schutzbefohlenen einzulassen. Einvernehmen ist zwar der Grundsatz, den ich hier voraussetze, dennoch wird Sie eine solche Liebelei sehr wahrscheinlich den Job und die Karriere kosten, nicht zuletzt weil Sie in dieser Konstellation Ihre Autorität einbüßen. Wird die Affäre bekannt und Getratsche und Lästereien nehmen ihren Lauf, bleibt Ihnen nur, daraus eine Langzeitbeziehung bzw. Ehe zu machen. Nur durch die offizielle Legitimation, bzw. Umwandlung der Affäre zur dauerhaften Beziehung sind Sie gerettet.
Arbeitnehmer:innen
Nicht nur in Zeiten von „metoo“ kann jede Art von Flirt, Verhältnis, Affäre, Beziehung am Arbeitsplatz zu einem Problem werden. Insbesondere wenn man für internationale Konzerne arbeitet, kann es schnell passieren, dass über eine Annäherung – möge sie noch so harmlos und/oder ehrlich gemeint sein – das Mäntelchen der sexuellen Belästigung, Übergriffigkeit, und Bedrängnis geworfen wird. Das kann Sie ruck zuck Ihren Job kosten. Deshalb sind amerikanische Konzerne, bzw. amerikanische Angestellte inzwischen panisch, im gemischten Einer oder Doppel Aufzug zu fahren. Männer steigen heutzutage wieder aus dem Fahrstuhl aus, wenn die Gefahr droht, dass sie sich allein mit einer Frau darin befinden. Frauen tun gleiches – nur ist dies mit einer anderen Sorge verbunden. Das ist in Deutschland inzwischen nicht viel anders.
Der Grat zwischen Anbahnungen eines Flirts und sexueller Belästigung ist schmal. Wird eine Kollegin oder ein Kollege unvermittelt in den Arm genommen könnte es eine kameradschaftliche Geste oder ein Zeichen echter Zuneigung sein. Es könnte jedoch auch als Belästigung und Übergriffigkeit verstanden werden. Ist diese Belästigung eindeutig, vielleicht durch einen passenden Spruch und weitere Tuchfühlung untermauert, dann muss dies Konsequenzen haben, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung: „Gerade bei einer eindeutigen sexuellen Belästigung muss die Chefetage unmissverständlich klar machen, dass man das nicht billigt und konsequent handelt. Jeder Fall ist einer zu viel“.
Wo die Liebe hinfällt…
Es lässt sich selbstverständlich nicht ausschließen und ist in großen Konzernen sogar wahrscheinlich, dass sich Kolleg:innen und Kolleg:innen verlieben und daraus eine aufrichtige Beziehung entsteht. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, auch nicht rechtlich, sofern es sich um zwei Menschen auf der gleichen Hierarchieebene handelt. Ist dies der Fall, sollten die Betroffenen so früh wie möglich mit ihrem/r Vorgesetzten sprechen und die Situation offenlegen. Möglichst bevor die Nachricht über eine Beziehung von außen an ihn/sie herangetragen wird. So hat das Paar gemeinsam mit ihrem/r Chef:in die Möglichkeit, mit der Situation konstruktiv umzugehen. Zu allererst wird geschaut, ob beide im gleichen Büro und/oder an der gleichen Aufgabe arbeiten. Um dies zu vermeiden, wird in Allgemeinen eine:r von beiden versetzt.
Maßnahmen bei einer Affäre und Beziehung
Bis zu diesem Zeitpunkt sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass Sie
- professionell zu handeln haben
- jegliche Gerüchteküche zu vermeiden ist
- weder die Einzelheiten Ihres Liebeslebens, noch spätere Höhen und Tiefen ins Büro gehören
- Ihre Arbeit und Produktivität in keiner Weise beeinträchtig sein darf
- Sie angreifbar sind
Achten Sie auf Diskretion und denken Sie daran, dass Ihre Körpersprache und Erscheinungsbild Sie schnell verrät:
Es ist mindestens so auffällig, so zu tun, als würden Sie den Kollegen, die Kollegin gar nicht kennen, wie ein Augenkontakt, ein leises Lächeln und die ganz zufällige Berührung und das Treffen an der Kaffeemaschine. Mit der Zeit wird bemerkt, wenn Sie nicht mehr in gewohntem Kolleg:innenkreis zum Mittagessen gehen, sondern Außerhaustermine vorschieben und erst recht, wenn zwei aus der gleichen Gruppe konstant fehlen. Nicht zu reden von einer zerknitterten Bluse, der leere Platz in der Knopfleiste des Hemdes, verrutschtes Make-up und eine durchwühlte Frisur oder unbedachtes und vor allem verändertes Styling. Nicht zu übersehen sind ebenfalls das Tragen der selben Kleidungsstücke des Vortages.
Was bedeutet es und welche Konsequenz hat eine Affäre am Arbeitsplatz für die Betroffenen und für die Vorgesetzten?
Folgen von Affären
Beziehungen am Arbeitsplatz sind zwar durch das Persönlichkeitsrecht geschützt, verursachen aber häufig Unruhe. Wird die Affäre bekannt, ist das Chaos meist vorprogrammiert. Die Stimmung im Team verändert sich, der Umgang mit den Kolleg:innen wird gestört, das gute Verhältnis zur/m Vorgesetzten unter Umständen zerstört, denn Affären haben ein Geschmäckle. Das alles wird potenziert, sollte aus der Affäre keine Beziehung werden, denn Affären gehen meist nicht gut aus und die schlechte Stimmung und plötzliche Ablehnung überträgt sich auf das Team.
Doch warum ist das Verlangen nach Sex auf dem Schreibtisch so groß, wenn doch nüchtern betrachtet mit unschönen und wenig freudvollen Folgen zu rechnen ist? Das Prickeln auf etwas Verbotenes, das Ausbrechen aus Konventionen und das Ausmaß an Gefühlen ist so heftig, vorstellbar ähnlich wie bei einem Drogenkonsum, dass es die Vernunft ausschaltet.
Fazit:
Sie sind auch nur ein Mensch und auch als Konzernleitung, Unternehmer:in, Geschäftsleiter:in hüpfen und tanzen auch Ihre Gefühle schon einmal. Solange sie auf der gleichen Hierarchieebene tanzen, ist es noch recht unproblematisch. Da dies aber eher unwahrscheinlich ist, haben Sie schlechte Karte. Für Sie heißt es: Finger weg, Lebensgemeinschaft gründen oder heiraten. Alles andere wird Ihnen Probleme bereiten, Sie Ihren Job, im schlimmsten Fall Ihre Karriere und Ihr Familienleben kosten.
Für Arbeitnehmende ist es nicht ganz so dramatisch, stört aber dennoch Ihren Aufstieg und Ihr Image. Auch wenn es schwerfällt „Experten raten, schon am Anfang einer Affäre das Ende und die Folgen mitzudenken. Das mag unromantisch sein, zerstört aber nicht gleich die gesamte Karriere.“