Rückblick 2021
Sichere Führung, sensible Kommunikation, Suche nach Talenten, strategische Ambitionen, spezifische Fähigkeiten
Das waren die Kernthemen dieses Jahres. Wie sieht der Rückblick aus, und wagen wir einen ersten Ausblick auf das kommende Jahr.
Homeoffice und die Folgen
Kaum ein Thema wird so viel diskutiert wie der Umgang mit und die Entwicklung von Mitarbeitenden im Homeoffice. Führung ins Homeoffice wird als eine der größten Herausforderung dieser Zeit angesehen. Damit es gelingt, wird neben zahlreichen Soft Skills Leadership gefordert.
Nicht jeder ist für die isolierte Arbeit am Küchentisch gemacht. Das Gemeinschaftsgefühl leidet, informelle Informationen und Inspiration fehlen. Lernen durch Zusammenarbeit mit versierten Kolleg:innen findet kaum statt. Eigenverantwortung wird gefordert. Diese zu erfüllen ist harte Arbeit und wird als sehr ermüdend erlebt, wie überhaupt diese gesamte Umbruchzeit.
Zudem besteht die Gefahr, dass die im Homeoffice befindlichen Teammitglieder nicht gesehen und deshalb bei Beförderungen weniger berücksichtigt werden. Die Diskussion, ob die Mitarbeitenden gänzlich im Homeoffice bleiben sollten, mit welcher Taktung sie ins Büro zurückkehren sollen, bis hin zu dem Wunsch, ausschließlich im Büro, im Team arbeiten zu können, geht weiter.
Digitalisierung, Demographie und Veränderungsprozesse
Wir befinden wir uns in einer Umbruchzeit und unser gesamtes Arbeitsumfeld wird auf den Kopf gestellt Einerseits besteht ein großer Wunsch nach Stabilität und Verbindung, womit die Suche nach einem Anker gemeint ist, an dem man sich festhalten kann. Andererseits gibt es bei weitem nicht auf alle Fragen von Heute und vor allem von Morgen bereits eine Antwort. Das verunsichert und strengt an.
So bleiben die Veränderungsprozesse und der demographische Wandel der Belegschaft Kernthemen. Teams, die sich mit „New Work“ beschäftigen, knobeln an den Antworten auf die vielen Fragen, wie und wo zukünftig unsere Arbeit stattfindet, welche Räume und Gegebenheiten nötig sind, um kreative Arbeit zu ermöglichen und den Anforderungen von Morgen gerecht werden zu können.
Nicht neu ist, dass die Ansprüche an die Skills der Arbeitnehmenden steigen, die der jungen Generation an ihre Arbeitgebenden auch. Wird es überhaupt zukünftig noch Arbeitsverhältnisse geben, wie wir sie bislang gewöhnt sind, oder fügen sich ständig neue Teams für neue Auftraggeber zusammen? Werden nur noch Spezialisten benötigt, die eben zielgenau auf bestimmte Aufgaben in bestimmten Teams eingesetzt werden?
Wir sind in jeder Hinsicht im Umbruch und im Zeitalter des Lernens. Wenig scheint nur noch Bestand zu haben. Wir alle müssen flexibel sein, uns an ein neues Arbeitsumfeld und an neue Arbeitsanforderungen gewöhnen. Lebenslanges Lernen ist ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Arbeitslebens.
Vor allem diese Fragen beschäftigten uns im Jahr 2021:
Welche Fähigkeiten und Kompetenzen benötige wir, um Unsicherheit, Komplexität und Veränderungen begegnen zu können?
Wie gehen wir mit dem demografischen Wandel und dem gleichzeitig auftretenden Fachkräftemangel um?
Wie kann die digitale Transformation gelingen? Welche Skills und Qualifizierungen benötigen die Mitarbeitenden?
Wie bekommen wir die strategischen Ambitionen mit den spezifischen Fähigkeiten, die die Mitarbeitenden und Experten benötigen, vereinbaren?
Wie sieht der Arbeitsplatz von morgen aus?
Soft Skills – das Must Have von Heute und Morgen
Vieles dreht sich um die Soft Skills oder auch Future Skills genannt. Diese gilt es schnellstmöglich zu vertiefen, zu erweitern und zu festigen, um für die Gegenwart und die Zukunft gerüstet zu sein.
Die Studie "Führung im neuen Normal" aus diesem Jahr zeigt die größten Herausforderungen für Führungskräfte. Sie ist Teil der Befragungsreihe "Arbeiten im New Normal", in der das Fraunhofer IAO und die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) zu verschiedenen Themenschwerpunkten untersuchen, wie sich die Pandemie auf die Arbeitswelt auswirkt. Die aktuellen Herausforderungen, mit denen sich Führungskräfte konfrontiert sehen, sind:
Kommunikationsarbeit, bilaterale Gespräche
Leadership: Kommunikation und Vertrauen sind wichtiger als Fachwissen
Informelle Kommunikation und Bindung aufrechterhalten
Veränderungs- und Entwicklungsbegleiter und
Mentor, Coach und Motivator zu sein
Der demographische Wandel und die Suche nach Fachkräften und Experten werden uns auch im nächsten Jahr begleiten. Die Branchen, die händeringend nach ihnen suchen, sind oftmals dem Wunschkonzert der Bewerber ausgesetzt. Hier gilt es, feinfühlig Win-Win-Situationen zu schaffen mit Blick auf flexible Arbeitszeiten, remotes und agiles Arbeiten, Anreize durch Fringe Benefits zu setzen, Weiterbildung als Wertschätzung zu vereinbaren, aber auch klare Rahmenbedingungen und Forderungen auszusprechen und die Unternehmenskultur eindeutig zu vermitteln. Dies um so mehr, als sich aktuell bis zu vier Generationen unter einem Unternehmensdach befinden, die alle verschiedene Werte- Verhaltens-, Höflichkeits- und Kommunikationsvorstellungen und -gepflogenheiten haben. Diese zu bedienen ist eine große Herausforderung für Führungskräfte. Nicht immer gelingt es, und so werden langjährige Mitarbeiter:innen und Expert:innen der „alten Welt“ abgehängt und aussortiert und finden außerhalb der Selbstständigkeit kaum neue Tätigkeitsfelder.
Meine Wahrnehmung, dass der Anspruch an Soft Skills – auch Human Skills genannt - steigt, unterstreicht auch der Artikel im HR-Journal vom August diesen Jahres: “Die Corona-Pandemie hat die Relevanz von Soft Skills abermals verdeutlicht. Virtuelle Zusammenarbeit und damit einhergehend eine neue Form der Kommunikation und Interaktion erfordert andere Management- und Führungsfähigkeiten. Mehr denn je führen fehlende Soft Skills zu Schwierigkeiten und resultieren in einer negativen Arbeitsatmosphäre oder gar in wirtschaftlichen Verlusten. Verfügen die Teammitglieder über die passenden Soft Skills und wenden diese erfolgreich an, steigt die Wahrscheinlichkeit für ein positives Arbeitsklima, welches auf das Employer Brand einzahlt. Umso wichtiger ist es, diese in HR-Abteilungen zu berücksichtigen. Neben der Beachtung von Soft Skills im Recruitingprozess sollten diese daher auch bei bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefördert werden.“
Business Etikette
Auch die Business Etikette rückt vermehrt in den Fokus. Meine Beobachtungen bei Auszubildenden, die meine Seminare besucht haben, ist interessant. Dass es „Leitplanken“ für einen angenehmen und wertschätzenden Umgang miteinander geben sollte, ist einhellige Meinung. Wieviel Wahrnehmung und Achtsamkeit ausmachen, wird zur überraschenden Erkenntnis. Ob „steife“, althergebrachte Gepflogenheiten, wie eine Tischordnung, korrekte Ansprache, wozu nicht „Hallo“ gehört, und ein Rahmen für das passende Erscheinungsbild noch aktuell sind, wird hingegen in Zweifel gezogen. Führungskräfte sind diesbezüglich häufig keine Vorbilder mehr.
Corona hat uns zu Änderungen unserer Gepflogenheiten und Höflichkeitsrituale gezwungen. Mit Blick auf unseren Umgang miteinander und den entsprechenden Schutzmaßnahmen fällt mir ein Umstand besonders auf: das Ausbleiben des Händedrucks.
Das Unterlassen des bisher selbstverständlichen und der Höflichkeit geschuldeten Händeschüttelns ist neben dem Tragen einer Maske, ein weiterer coronabedingter Aspekt unserer eingeschränkten non-verbalen Kommunikation. Nicht wenigen Menschen gefällt es, auch zukünftig darauf zu verzichten. Dies ist erst einmal nicht zu bewerten. Allerdings fehlen uns ohne Händeschütteln wichtige Informationen.
Sich die Hand zu reichen ist eine jahrhundertealte Gepflogenheit. Früher streckte man seinem Gegenüber die Hand entgegen, um zu zeigen, dass man unbewaffnet ist und den anderen somit nicht bedroht.
Das Sprichwort „ich begebe mich in Deine Hand“ kommt beim Händereichen ganz deutlich zur Geltung: In dem ich dem anderen meine ganze Hand reiche – nicht nur die Fingerkuppen – liefere ich mich dem Anderen aus, denn ich begebe mich in die Gefahr, niedergezwungen, verletzt oder sonst genötigt zu werden. In dem wir uns die ganze Hand reichen – von Daumen zu Daumen – signalisieren wir Vertrauen und Offenheit. Darüber hinaus können wir an der Art und Weise des Händedrucks ein Stück der inneren Haltung und des Charakters des Gegenübers ablesen: Ist es eine Person, die dynamisches, voller Energie oder eher ein ängstliches, unsicheres Wesen mit geringer Durchsetzungskraft oder wenig Engagement? Hinzu kommt die Körperhaltung und -ausrichtung während der Begrüßung. All das lässt sich aus einem Händedruck herauslesen und ableiten. Reichen wir uns nicht die Hand, gehen uns wichtige non-verbale Informationen verloren.
Fazit:
Vieles ist auf den Weg gebracht, vieles bereits gut gemeistert. Darauf können wir stolz sein. Auch das neue Jahr wird uns mit der Transformation und Umbrüchen in Atem halten. Flexibilität, Kommunikation, Loslassen des Bekannten und Bewährten, Offenheit für Neues, Bereitschaft, neu zu denken, neue Wege auszuprobieren und sich anzupassen begleiten uns weiterhin. Gegenseitiges Verständnis und Bedürfnisse des anderen anzuerkennen, sind ebenfalls alltägliche Anstrengungen. Das sollten wir mit Blick auf unsere Gemeinschaft, auf das Team, das Unternehmen unsere Familien und unsere Freunde tun und „Me first“ zurückstellen. Nur in der Gemeinschaft werden wir diese Herausforderungen bewältigen können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, gesunde, friedliche und fröhliche Festtage zur Entspannung und um neue Energie und Kraft zu tanken. Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut in ein erfolgreiches und zufriedenes Jahr 2022.
Für inspirierenden Austausch und Fragen stehe ich wie immer gern zur Verfügung und freue mich über jeden Kommentar.
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Ihre und Eure
Britta Balogh