Knigge ist out – Wertewandel der Millenials
Knigge ist etwas für die Großeltern-Generation, bestenfalls noch für die Elterngeneration, aber für die hippen, coolen Millenials? Hierarchien sind überholt, die neue Lässigkeit hat Einzug gehalten. Das bezieht sich sowohl auf die Ansprache, die vom respektvollen Sie auf das nahbare Du gewechselt hat, als auch auf den Look, mit dem man sich am Schreibtisch und in Terminen präsentiert. Der Bruch mit den bisherigen, als lästig und konventionell empfundenen Benimmregeln wird vielfach als Befreiung erlebt. Die Selbstbestimmtheit, Life-Work-Balance, Flexibilität und Spontanität stehen im Mittelpunkt. Wie sollten dazu auch herkömmliche Konventionen passen?
Lässigkeit und Coolness können Karrieren behindern
Wie immer im Leben gibt es eine Kehrseite der angenehmen Seite. Nicht alles was lässig und ungezwungen ist, ist automatisch cool, positiv und erhält Anerkennung. Lässigkeit kann auch geringschätzend, unfreundlich, respektlos, ignorant wirken und damit die Beziehung zu Chefs, Geschäftspartnern, Kunden bis hin zu Kollegen aus einer anderen Generation erschweren, bzw. deutlich behindern. Es kann Karrieren beeinträchtigen, sogar vereiteln. Dennoch scheinen viele der Mitglieder der jungen Generation nicht von ihren Vorstellungen und Ansprüchen abrücken zu wollen. Wie kann es also eine generationsübergreifende „Benimm-Vereinbarung“ geben?
Unternehmenskultur verbindet
Mit Blick auf die diversen Generationen, die zurzeit in Unternehmen arbeiten, ist eine miteinander vereinbarte Unternehmenskultur wichtiger denn je. Vier Generationen sind nicht selten anzutreffen: von den Baby Boomern bis zu der Generation Z, alle mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen und Verständnis für Umgang und Kommunikation. Die Unternehmenskultur gibt den Empfindungen und Vorstellungen der Generationen einen verbindlichen Rahmen, in dem sich alle bewegen können. Sie spiegelt das Unternehmen in seiner ganzen Vielfalt, mit ihren Werten und dem Image, das es sich nach innen und außen geben will – also der Corporate Identity.
Das Grundbedürfnis nach Wertschätzung ist seit je her für alle Generationen gleich und verbindet sie. Da jeder eine Vorstellung davon hat, was für ihn Wertschätzung und ein wertschätzender Umgang bedeutet, ist es recht einfach, sich an der eigenen Vorstellung zu orientieren und dementsprechend anderen zu begegnen. Fragen Sie sich einfach: Was erwarte ich? Wie möchte ich angesprochen und behandelt werden? Was ist für mich wichtig, etc. Beantworten Sie sich diese Fragen und bringen Sie Ihren Anspruch anderen entgegen.
Digitalisierung verändert die Business Etikette
Natürlich hat die Digitalisierung unsere Business Etikette verändert. Aus Anschreiben sind E-Mails geworden. Wir kommunizieren in hoher Geschwindigkeit mit kurzen Sätzen, die grammatikalisch kaum noch welche sind, und mit Emojis. Auf diese Art der Kommunikation haben sich alle weitgehend geeinigt. Das entbindet jedoch nicht davon, bzw. ist geradezu notwendig, darauf zu achten, höflich und verbindlich zu bleiben, Missverständnissen vorzubeugen und den anderen nicht zu verletzen.
Ganz deutliche wird dies auch in der Feedback-Kultur, die für die junge Generation ausgesprochen wichtig ist und die sie durch ihre Eltern und die ständigen „Daumen hoch“ auf allen sozialen Kanälen gewohnt sind. Es fällt ihnen schwer, mit einem negativen Feedback umzugehen, möge es auch noch so höflich und profundiert vorgetragen werden.
Der ständige Einsatz des Handys macht auch vor Meetings keinen Halt. Das hat zur Folge, dass, bei allem Multitasking, die Aufmerksamkeit bestenfalls geteilt ist, nämlich auf das Handy und das gesprochene Wort. Es ist zu beobachten, dass die Teilnehmer eher auf den eigenen Einsatz warten, um ihren Standpunkt und ihre Inhalte vortragen zu können, weniger um anderen zuzuhören und folglich ein Meeting als Austausch, Update und gemeinsame Möglichkeit zum Vorantreiben von Themen zu verstehen. Die mangelnde Aufmerksamkeit kann zurecht als Geringschätzung und Desinteresse verstanden werden, womit wir wieder bei der Höflichkeit und Achtsamkeit und damit bei der Business Etikette sind.
Gleiches gilt für das Erscheinungsbild, sprich das (Business-) Outfit. Auch dies ist eine Form der Kommunikation, mit der Wertschätzung, Werte, Image, Kompetenz und Standing zum Ausdruck gebracht werden. Es wäre ein fataler Trugschluss zu glauben, dass Auftritt und Erscheinungsbild irrelevant sind und nur die Fachkompetenz zählt. Das Gegenteil ist der Fall. Inzwischen gehört es wieder zu einer guten Unternehmenskultur, das angemessene Outfit miteinander zu vereinbaren. Aus meiner Erfahrung geht das durchaus bis ins kleinste Detail: von der Höhe der Absätze, über die Art der Jeans, über das langärmelige Hemd, das ein mögliches Tattoo verdecken soll, oder auch nicht, bis hin zum Bart und der Frisur. Sind Firmenleitung und Mitarbeitende einmal verbindlich übereingekommen, ist es für alle Beteiligten viel einfacher und sicherer, sich in dem gesteckten Rahmen zu bewegen. Firma und Geschäftspartner profitieren davon.
Wie kann das Unternehmen seine Unternehmenskultur und Werte vermitteln, damit sie gemeinsam gelebt werden?
Im besten Fall, in dem sie miteinander vereinbart werden. Sie sollten von den Führungskräften vorgelebt werden, die zur Not auch den Mut aufbringen sollten, korrigierend einzuwirken. Ohne mindestens einem glaubwürdigen Vorbild hat eine Unternehmenskultur wenig Chance, gelebt und geschätzt zu werden.
Über die Selbstbezogenheit und den Wunsch nach Selbstbestimmtheit hinaus zeigt sich aber auch, dass gerade junge Menschen Fragen stellen und Orientierung suchen, um den Umgang mit anderen zu optimieren und ihre Karrierechancen zu sichern. Denn gute Umgangsformen, eine durchdachte Kommunikation, ein gepflegtes Erscheinungsbild und das Bewusstsein für Werte sind ein Spiegelbild persönlicher und sozialer Kompetenz. Sie gehören zu den Soft Skills und sind die gefragtesten Kompetenzen in der heutigen und zukünftigen Berufswelt.
Gibt es DEN wichtigsten Benimm-Tipp, heute?
Benimmregeln, die uns durch unsere Erziehung geprägt haben, sind vielfach abgeschafft. Die „Leitplanken“, die uns Orientierung gegeben haben, verschwinden. Um so mehr ist jeder einzelne gefordert, sich Gedanken zu machen: über die eigenen Werte, die innere Haltung zu den Mitmenschen und dem wertschätzenden Umgang mit ihnen. Freundlichkeit, Rücksichtnahme, Respekt und ein Lächeln – damit ist man schon einmal auf der sicheren Seite. Achtsamkeit, um Veränderungen zu beobachten und ein ständiger Abgleich sind erforderlich. Nur so können wir eine Basis für einen generationsübergreifenden Umgang und einer ebensolchen Wertschätzung finden und leben.
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Grafik von Simon Schnetzer